Startseite
Die Geschichte der Hertesburg

Wenn man durch das Gelände der Herberge geht, steht man irgendwann vor einem Wall, der einen Wassergraben umgibt und in dessen Mitte, wie eine Insel, ein Hügel herausragt, auf dem eine rohrgedeckte Hütte steht.
Alle fragen sich dann: Was mag dieser Hügel bedeuten? Ist die Hütte etwa die Hertesburg? Seit wann gibt es diesen Wassergraben und war er schon einmal tiefer?

Nun, ganz genau wird das heute niemand sagen können! Ich möchte aber versuchen, nach dem Lesen vieler Artikel und Bücher, eine (meine) Möglichkeit der langen Geschichte dieses Platzes zu erzählen:

Vor etwa 1.000 Jahren war das Gebiet des Darßes von Slawen besiedelt. Die heutige Halbinselkette "Fischland-Darß-Zingst" setzte sich aus vielen kleinen einzelnen Inseln zusammen. Einen Inselkern, der etwa in der Mitte der Inselkette lag, wählten sie aus, um eine Befestigungsanlage zu bauen. Vielleicht haben sie mit ihren Booten Erde und Baumaterial zusammengetragen, um einen Hügel zu errichten, auf dem eine Burg gebaut wurde, von der aus sie Angreifer der Inseln schützen konnten. Diese Burg war vermutlich aus Holz.

Slawenschiff
Ein Schiff der Slawen
Dort, wo jetzt das Haupthaus steht, könnten die Stallungen und Versorgungseinrichtungen gewesen sein, denn dafür war der Hügel zu klein.
Nach der Christianisierung Rügens muß es den Rügenfürsten gelungen sein, diese Festung einzunehmen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Hertesburg 1295 in einem Bericht aus Newcastle, als Schiffe, die aus Stralsund stammten, registriert wurden. Der Rügenfürst Witzlaw III. hielt sich oft im Schloß Barth auf und fuhr sehr häufig mit dem Schiff zur Hertesburg, um dort zu jagen und Gäste zu empfangen.
Der Rügenfürst ist im Jahr 1325 ohne Nachkommen gestorben. Es entstand ein Streit um das Erbe. Sowohl zwei Großneffen als auch Heinrich von Mecklenburg meldeten Ansprüche an. Der König von Dänemark gab die Hertesburg an Heinrich von Mecklenburg und der erste Rügensche Erbfolgekrieg  entbrannte. Die Burg ging wieder an Pommern und ein Voigt herrschte auf der Burg. Es folgten viele blutige Auseinandersetzungen zwischen Pommerschen Fürsten und den Mecklenburgern.
Die Burg war an einem strategisch wichtigen Punkt gebaut und sie war den Mecklenburgern ein Dorn im Auge. Zu der Zeit nahm die Piraterie enorm zu und sowohl nordische als auch viele Hanseschiffe wurden von Seeräubern geplündert. In den Boddengewässern hatten die Piratenschiffe ein gutes Versteck gefunden - die Hertesburg. Auch Klaus Störtebeker, Gödeke Michel und ihre Vitalienbrüder sollen darunter gewesen sein. Von der Hertesburg konnten sie mit ihren Koggen entweder sofort in die Ostsee segeln oder durch den Prerowstrom und dem Saaler Bodden bei Wustrow in die offene See gelangen. In Ribnitz nahmen Sie oft Proviant an Bord und verkauften dort auch einen Teil ihrer Beute.
Kogge
Eine Kogge
1354 wurde im Frieden zu Stralsund erklärt, dass die Hertesburg zerstört werden soll und es den Pommern nicht mehr erlaubt ist, eine Festung auf dem Darß zu haben.
Es kam aber nicht dazu, die Hertesburg überdauerte noch viele herzögliche Generationen. Im Erbteilungsvertrag von 1425 ist aufgeführt, dass die Hertesburg an den Herzog Barnim den VIII. geht. Die Seeräuberei ist noch immer nicht beendet und so kommt es, dass die Stralsunder 1464 drei Seeräuber und den Voigt der Hertesburg, der ihnen Unterschlupf gewährte, gefangen werden. Ihnen sind die Köpfe abgeschlagen worden.
Burgskizze
So könnte die Burg ausgesehen haben
Im Hebungsregister von 1532 wird die Burg so beschrieben:
"Ein vierkantgemauerter Turm  mit einer 11 Schuh dicken Mauer ist von einem Wall und zwei Gräben umgeben, die innen eine Weite von 10 Fuß haben."

Viele Jahre war die Hertesburg dann Zoll- und Kontrollpunkt für Schiffe, die von der Ostsee (bei Wustrow) den Strom zum Einlaufen in die Ostsee - oder umgekehrt - nutzten. Das Segeln um den Darßer Ort war wegen der zunehmenden Verlandung und den Wasserströmungen viel gefährlicher und der Weg durch den Strom zudem kürzer.
Noch im 16. Jahrhundert mußten Fischländer Bauern und Fischer ihre Abgaben an den Hauptmann der Hertesburg zahlen. Dann verlor die Burg aber nach und nach an Bedeutung. Die Herzöge aus Stettin fanden andere Jagdgebiete.
Während der Schwedenzeit galt die Burg als unbewohnt und alles Brauchbare, besonders die Steine, wurden per Schiff in die Nachbardörfer gebracht und dort in Fundamenten und Grundmauern verwendet.
Waldkapelle
Die Kapelle steht heute noch
1720 schenkte der König von Schweden die Burg, oder was von ihr übriggeblieben war, dem Adligen Frauenstift in Barth.
1928 errichtete der Orden des Neuen Tempels eine Kirche auf dem Burghügel.


© 2004-2024 Alle Rechte bei den Autoren - Impressum | Datenschutz